Am Samstag, den 19. März 2016, wurden die Berufsfeuerwehr und die Feuerwehr Wilten gegen 16:26 Uhr zu einem „FW-69D3 Brand in Gewerbe/Industrie“ von der Leitstelle Tirol alarmiert.
Beim Brandobjekt handelte es sich um ein zweigeschoßiges Gebäude in Massivbauweise, die Dachkonstruktion bestand aus der obersten Geschoßdecke aus Massivbeton, einer Dachstuhl-Holzkonstruktion mit Vollschalung und Flämmpappe sowie einem Dämm-Granulat.
Die Berufsfeuerwehr rückte mit ELF, zwei Löschgruppen, zwei Hubrettungsgeräten, dem Körperschutzfahrzeug sowie dem Universallöschfahrzeug aus, parallel dazu die Feuerwehr Wilten mit allen Fahrzeugen.
Bereits während der Anfahrt wurde Einsatzleiter BOK Ing. Christoph Grubhofer vom Disponenten der Leitstelle mitgeteilt, dass mehrere Anrufer von Flammen aus dem Dach berichteten. Daraufhin wurde angeordnet, die Hauptfeuerwache durch die Feuerwehr Mühlau sowie mit der Drehleiter Neu-Arzl zu besetzen.
Beim Eintreffen der Einsatzkräfte wurde eine starke Rauchentwicklung, ein offener Dachstuhlbrand und eine unklare Situation bzgl. im Gebäude eingeschlossener Personen festgestellt. Zudem kam es bereits zu massiven Rauchaustritten aus Lüftungsöffnungen der Dachkonstruktion über die gesamte Fläche.
Daraufhin wurde ein erster ATS-Trupp der BF in das Gebäude beordert zur Kontrolle auf Personen und Erkundung der Brandausbreitung im Gebäude. Von diesem wurden weder Personen noch Brandeinwirkungen in das Gebäudeinnere festgestellt.
Parallel wurden von den weiteren Einsatzkräften die zwei Hubrettungsgeräte in Stellung gebracht und für den Löschangriff vorbereitet. Über diese wurden von zwei Atemschutz-Trupps der BF und FF Wilten Löschangriffe auf das Dach über die Nord- und Ostseite vorgetragen. Dem Löschwasser wurde gleich zu Beginn ein Netzmittel zugemischt.
Während des Erstangriffs wurde die Feuerwehr Hötting und Branddirektor BD Mag. (FH) Helmut Hager auf die Einsatzstelle alarmiert. Beim Eintreffen der Feuerwehr Hötting wurde mit einer Löschgruppe der BF ein weiterer Angriff über die nunmehr dritte Drehleiter an der Südseite aufgebaut.
Nach Eintreffen der weiteren Löschgruppen konnte die Wasserversorgung zusätzlich zum ULF aus dem Hydrantennetz sichergestellt werden.
Durch die Löschmannschaft auf dem Dach wurde folgende Situation vorgefunden: der Brandherd befand sich im Inneren der Dachkonstruktion, wobei sich das Feuer dort bereits massiv über eine größere Fläche ausgebreitet hatte. Somit wurden von den Einsatzkräften Öffnungen in die Dachhaut mittels „Cutters Edge“-Sägen geschnitten, um mit dem Löschmittel direkt den Brandherd zu bekämpfen. Daraufhin kam es zu mehreren Durchzündungen. Diese stellten für die Einsatzkräfte eine große Gefahr dar und machten einen ersten Rückzug vom Dach erforderlich, sodass der vorläufig weitere Löschangriff nur mehr mittels Werfer über die Hubrettungsgeräte und Strahlrohren vom Boden aus erfolgen konnte.
Ein Atemschutz-Trupp hatte während der gesamten Zeit den Auftrag, laufend das gesamte Gebäude auf eine mögliche Brandausbreitung nach innen zu kontrollieren. Dabei konnte dann auch tatsächlich eine Ausbreitung vom Dach über eine Dachkuppel in einen Lüftungsraum oberhalb des 1. Stocks festgestellt und durch einen Innenangriff in kürzester Zeit gelöscht werden, sodass die in diesem Raum befindliche Arzt-Praxis nahezu unversehrt blieb.
Durch die ebenfalls alarmierten Spezialkräfte der IKB und der TIGAS wurde auf Anordnung des Einsatzleiters das Gebäude von der Strom- und Gasversorgung getrennt. Seitens der IVB musste für die Dauer des Einsatzes der Straßenbahnbetrieb zweier Linien im betroffenen Bereich eingestellt und das Straßenbahn-Oberleitungsnetz abgeschaltet und geerdet werden. Die Kräfte der Polizei und der Mobilen Überwachungsgruppe übernahmen die Straßensperren der Klostergasse und der Brenner-Bundesstraße. Bereits während des Einsatzes nahmen die Brandermittler der Polizei erste Erhebungen vor Ort auf.
Die Leitstelle Tirol übernahm die Aufgabe, die betroffenen Firmen zu kontaktieren und über den Vorfall in Kenntnis zu setzen. Damit sollten spezielle Informationen über die im Gebäude zu schützenden Sachwerte erhoben werden. Somit konnten bereits während der ersten Löscharbeiten am Dach medizinische und IT-Spezialgeräte (unter anderem Röntgen-Geräte, Computertomographen) in den beiden Geschoßen mittels Abdeckplanen vorsorglich vor eintretendem Löschwasser geschützt werden. Die Einsatzleitung ordnete aufgrund der massiven Rauchausbreitung über das Stadtgebiet Richtung Westen über die Leitstelle Tirol eine Durchsage in den Rundfunk-Medien an, alle Türen und Fenster geschlossen zu halten und den Kontakt mit dem Rauch zu meiden.
Nach Eindämmung der sichtbaren Flammen konnten die Löschangriffe mit 5 C-Rohren unter Atemschutz wieder direkt am Dach vorgenommen werden.
Der aufkommende Wind führte zu einer Brandausbreitung Richtung Westen, sodass die Feuerwehren zusätzliche Lösch-Angriffe von der Brenner-Bundesstraße aus über Steckleitern durchführten. Für die dort eingesetzten TLFs war zudem eine weitere Zubringerleitung über mehrere hundert Meter nötig.
Um die Ressourcen der Einsatzkräfte vor Ort sicher zu stellen und vor allem um erschöpfte ATS-Trupps auszutauschen alarmierte die Einsatzleitung über die Leitstelle Tirol die Feuerwehr Amras an die Einsatzstelle. Zeitgleich übernahm ein Teil der sich auf der Hauptfeuerwache befindlichen Mannschaft der Feuerwehr Mühlau an der Einsatzstelle die Lageführung sowie zusammen mit den drei verbliebenen Kräften der Berufsfeuerwehr die Abwicklung der nötigen Logistik (Materialtransporte, Füllung der Pressluftflaschen, mobile Tankstelle, Schaummittel, Großbeleuchtungsgeräte). Die Sanitäts-Bereitschaft, die Verpflegung der Einsatzkräfte mit kalten und warmen Speisen und Getränken sowie ein beheiztes Zelt stellte die Rettung Innsbruck sicher.
Das direkte Aufbringen des Löschmittels war aufgrund der baulichen Gegebenheiten teilweise nicht möglich, sodass der Entschluss gefasst wurde, in die gesamte Dachkonstruktion Mittelschaum einzubringen. Während der Löscharbeiten brach an mehreren Stellen die Dachkonstruktion in sich zusammen und führte zu weiteren Rückzügen der dort eingesetzten Kräfte.
Die Baupolizei überprüfte während des Löscheinsatzes in regelmäßigen Abständen die Einwirkung der Brand- und Löschereignisse auf die Statik des Gebäudes, welche zu keiner Zeit gefährdet war. Dadurch konnten parallel zum Löscheinsatz die ersten Maßnahmen zur Beseitigung des durch die Decke eindringenden Löschwassers mittels Wassersaugern und Auspumpgeräten veranlasst werden.
Aufgrund des Einsatzes vom Mittelschaum wurde ein merkbarer Löscherfolg erzielt, sodass das Ablöschen der verbliebenen Brandnester durch gezieltes Vorgehen mit weiteren Öffnungen der Dachhaut durchgeführt wurde. Um die teilweise bereits erschöpften ATS-Trupps abzulösen, wurden für diese Arbeiten durch die Feuerwehr Mühlau weitere ATS-Trupps gestellt.
Gegen 23:00 Uhr konnte schließlich „Brand aus“ gegeben und die Brandwache vor Ort durch die Schutzbereichsfeuerwehr Wilten zusammen mit den Drehleitern von Hötting bzw. Neu-Arzl übernommen werden.
Die Aufräumarbeiten durch die Berufsfeuerwehr sowie die Feuerwehren Amras, Reichenau, Arzl, Neu-Arzl und Igls dauerten in mehreren Schichten bis 11:00 Uhr am Folgetag.
Das wichtigste Resümee des Einsatzes aber war, dass sämtliche Einsatzkräfte unfallfrei den Einsatz beenden konnten.
<div style="border: 1px solid #c80000; font-size:10pt;"><div style="font-weight:bold;color:white; background-color:#c80000; font-size:8pt;; text-transform:uppercase; text-decoration:none; text-align:center;">FACTBOX</a></div>
<b>EINSATZLEITER:</b> BOK Ing. Christoph Grubhofer
<b>FEUERWEHR-FÜHRUNGSKRÄFTE: </b>
– BD Mag. (FH) Helmut Hager, Branddirektor
– OBR Johann Zimmermann, Offizier BF
– BR Ing. Marcus Wimmer, Bereitschaftsoffizier
– OBR Walter Laimgruber, Bezirks-Feuerwehrkommandant
– BR Albert Pfeifhofer, Bezirks-Feuerwehrkommandantstv.
– LBD Ing. Peter Hölzl, Landes-Feuerwehrkommandant
<b>STADT INNSBRUCK:</b>
VBGM Christoph Kaufmann, Ressort-zuständiger Vizebürgermeister
<b>FEUERWEHREN:</b>
Einsatzkräfte insgesamt ca. 200 Mann/Frau
Berufsfeuerwehr [ELF, 1. Gruppe, 2. Gruppe, DL37, HRB23-12, KÖF, ULF, FLIEGE, LAST2, KDO-1, TF-3, MTF-2]
FF Wilten [TLF, KLF, WAF/KDO, KRF-B]
FF Hötting [RLF, TLF, KLF, DLK30, KDO]
FF Mühlau [Hauptfeuerwache: RLF, KLF, MTF-2; Einsatzstelle: LAST, MTF-1]
FF Amras [TLF, LFB, LAST]
FF Reichenau [TLF, LAST, GGF, TF]
FF Neu-Arzl [Hauptfeuerwache und Einsatzstelle: DLK30, Einsatzstelle: MTF, KLF + Anhänger]
FF Arzl [KLF, TF + Anhänger]
FF Igls [KDO, RF]
<b>WEITERE EINSATZKRÄFTE:</b>
Rettung Innsbruck
Polizei
Mobile Überwachungsgruppe
Bau- und Feuerpolizei
TIGAS
Innsbrucker Kommunalbetriebe
Innsbrucker Verkehrsbetriebe
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Fotos: (C) LFV/Hassl
Weitere Bilder:
Autor: BOK Christoph Grubhofer, Einsatzleiter; BV Markus Strobl, Bezirksschriftf.
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